Palliative Care
Definition
Palliative Care ist ein international anerkanntes Konzept zur Beratung, Versorgung und Begleitung schwer kranker Menschen mit nicht heilbaren, lebensbedrohlichen oder terminalen Erkrankungen. Hauptziel ist die Vorbeugung und Linderung von Schmerzen. Durch frühzeitiges Erkennen unterstützen geschulte Fachkräfte die Pflegebedürftigen und Ihre Angehörigen bei der Bewältigung des Alltags und schließlich des Sterbeprozesses. Zu Palliative Care zählen die Palliativmedizin, Palliativpflege und Hospizarbeit.
Pflegerisches Fachwissen und spezielle Maßnahmen in der Palliativpflege
Für die Versorgung von Palliativpatienten benötigen Pfleger besondere Kenntnisse in den folgenden Bereichen:
- Symptom- bzw. Schmerzerfassungsmanagement
- Symptomlinderung
- Dokumentation und Evaluation der Pflegemaßnahmen
Insbesondere ist es wichtig, dass Pfleger geschult sind mit der psychosozialen Problematik von Palliativpatienten umgehen zu können. Denn die Pfleger sollen die Patienten zum Beispiel mit verschiedenen Coping-strategien unterstützen. Dabei ist es auch wichtig Angehörige in den Pflegeprozess zu integrieren. Und zuletzt geht es auch darum den Pflegebedürftigen bei seiner Auseinandersetzung mit dem Tod zu helfen.
5 Fragen zur Palliativpflege
Um mehr über die Arbeit in der Palliativpflege zu erfahren, haben wir unsere Fragen an Schwester Gabi gestellt, die seit 32 Jahren als Krankenschwester und seit 24 Jahren in der Palliativversorgung arbeitet. Sie ist Leitung der Palliativpflege, sowie Stellvertrende PDL im Verbund von Talea.
Gabi, warum ist die Palliativpflege so wichtig?
„Es ist wichtig schwer kranken Menschen die Möglichkeit zu geben in ihrem häuslichen Umfeld versorgt zu werden, da es ihnen Geborgenheit und Sicherheit gibt. Außerdem ist es wichtig, dass die Patienten und ihre Angehörigen in dieser Zeit einen Ansprechpartner haben, der sich sorgt und sie in dieser Zeit unterstützt.“
Was ist für dich besonders an der Palliativpflege, warum arbeitest du gerne in der Palliativpflege?
„Die Palliativpflege ist für mich besonders, weil es sich um eine für alle Beteiligten extreme Situation handelt. Der Kontakt zum Patienten ist besonders persönlich und innig, weil man viel Zeit miteinander verbringt, viele Gespräche führt und große Dankbarkeit erfährt. Als direkter Ansprechpartner für Patient und Angehörige ist man sehr stark involviert und eine wichtige Bezugsperson für beide. Auch die Zusammenarbeit mit Kollegen, Ärzten, Apotheken und Hospizarbeitern ist besonders, denn man wächst schnell zusammen und kann sich aufeinander verlassen.“
Was sind die größten Herausforderungen in der Palliativpflege?
„Aus der besonderen Beziehung zum Patienten entsteht auch die größte Herausforderung. Denn die psychische Belastung ist extrem hoch. Man muss immer wieder Abschied nehmen und sich mit dem Tod auseinandersetzen. Trotzdem ist es wichtig, die Menschlichkeit zu bewahren, auch als Palliativpflegekraft darf man mal weinen. Es ist wichtig, dass man das Erlebte mit Kollegen besprechen und so verarbeiten kann, damit man die Arbeit nicht mit nach Hause nimmt.“
Wie hat sich die Palliativpflege in den letzten Jahren verändert und was sollte sich deiner Meinung nach noch ändern?
„Ich arbeite seit 24 Jahren in der onkologischen Hauskrankenpflege mit Palliativversorgung. In dieser Zeit hat sich natürlich viel verändert, vor allem die gesetzliche Situation. So kann man mittlerweile mehrere Einsätze am Tag abrechnen, während wir früher viele unbezahlte Einsätze erbracht haben, um den Patienten richtig versorgen zu können. Auch die Vergütung der Palliativpflege hat sich stark verbessert, wobei auch hier noch Raum für Verbesserungen besteht. Mir wäre wichtig, dass die Palliativpflege bei vielen Patienten schon früher einsetzt und nicht erst bei besonders akuten oder terminalen Fällen. Dazu muss die Versorgung durch Ärzte, Hospize und Pflegedienste weiter ausgebaut werden und z.B. die Zugänge zu Fortbildungen in der Palliativmedizin und –pflege erleichtert werden.“
Wem würdest du zu einer Fortbildung zur Palliative Care Fachkraft raten?
„Palliativpflege ist nicht für Jeden. Man sollte emotional stark belastbar sein und mehrere Jahre Erfahrung in der ambulanten Pflege haben. 2 Jahre sind die Mindestvoraussetzung, wichtig ist aber vor allem, dass man Erfahrung mit verschiedenen Krankheitsbildern gesammelt hat. Man sollte bereit sein dazuzulernen und Einsatz zu zeigen, da der Beruf sehr fordernd ist. Zudem hilft Organisationstalent, da man sich ständig mit Ärzten, Kollegen, Apotheken und Angehörigen koordinieren muss. Die Anforderungen an Palliative Care Fachkräfte sind sehr hoch, man bekommt aber auch sehr viel Dankbarkeit zurück. Für mich ist es meine Berufung.“