Was ist ein faires Gehalt in der Pflege?

Pflegekräfte, gleich ob mit oder ohne Examen, sollten normalerweise schon aufgrund der Wichtigkeit ihrer Arbeit zu den Spitzenverdienern zählen. Das ist aber ein frommer Wunschgedanke. Man kann und sollte aber ruhig offen über ein faires Gehalt in der Pflege sprechen.

Was bedeutet „fair“?

Ein faires Gehalt ist ein angemessenes Gehalt. Angemessen wiederum bedeutet, dass die Anforderungen des Berufs der erbrachten Leistung gegenüber stehen und sich im Ausgleich befinden müssen. Dazu gehört natürlich auch eine Abstufung, die Ausbildung, Zusatzqualifikationen und Berufserfahrung berücksichtigt.

Anstieg des Mindestlohns in der Pflege

Das ist schon mal ein Fortschritt: Zum Jahresbeginn 2017 wurde der Mindestlohn für Pflegehilfskräfte und Betreuungskräfte in stationären Einrichtungen, sowie in der ambulanten Pflege, angehoben. Er liegt nunmehr in den alten Bundesländern bei 10,20 Euro pro Stunde und in den neuen Bundesländern bei 9,50 Euro. Das sind fünfzig Cent mehr pro Stunde als in den Vorjahren. Das heißt aber noch lange nicht, dass ein Gehalt in der Pflege nicht verhandelbar wäre. Bei Pflegehilfskräften und Betreuungskräften sollte unbedingt die Berufserfahrung berücksichtigt werden, ebenso die Weiterbildungen, die absolviert wurden. Auch eine Überlegung wert: Es gibt examinierte Pflegehelfer, und Quereinsteiger ohne Examen, die jedoch nicht unbedingt schlechter qualifiziert sind, weil sie viel Berufserfahrung haben.

Viele Pflegekräfte fühlen sich ungerecht bezahlt

Leider gibt es keine einheitlichen Gehälter – aber davon ist nicht nur die Pflegebranche betroffen. Ein Gehalt ist sehr oft Verhandlungssache. In Einrichtungen der Wohlfahrtsverbände und gemeinnütziger Träger orientiert sich das Gehalt in der Regel an den Tarifen des öffentlichen Dienstes. Doch gibt es auch hier ein Ost-West-Gefälle: In den neuen Bundesländern im Osten Deutschlands sind die Gehälter deutlich niedriger. Die Pflegekräfte, die in tarifgebundenen Einrichtungen beschäftigt sind, liegen in ihren Gehältern trotzdem mit durchschnittlich 24 Prozent über den Gehältern der Kollegen in Einrichtungen ohne Tarifbindung. In privaten Einrichtungen gilt in der Regel der jeweilige Haustarif, und hier bedeutet „privat“ nicht zwangsläufig ein besseres Gehalt. Oft werden sogar die Schichtzulagen für Nacht-, Feiertags- und Sonntagsarbeit umgangen, indem ein Haus mit anderen Angeboten lockt, wie zum Beispiel vergünstigte Massagen für die Mitarbeiter oder günstigen Mahlzeiten für Mitarbeiter. Auch hier wird das Ost-West-Gefälle in den Gehältern deutlich, obwohl die Arbeit und die Belastung der Mitarbeiter sich nicht voneinander unterscheiden. Darüber hinaus sprechen Pflegekräfte natürlich mit anderen Pflegekräften, und da stellt sich nicht selten heraus: Männer werden besser bezahlt. Tatsächlich verdienen Männer durchschnittlich vielerorts bis zu 12 Prozent mehr als ihre weiblichen Kolleginnen bei gleichen Qualifikationen. Befristet beschäftigte Mitarbeiter verdienen durchschnittlich 18 Prozent weniger als ihre fest angestellten Kollegen. Völlig klar, dass unter solchen Umständen Unzufriedenheit entsteht, auch wenn man seinen Beruf eigentlich liebt.

Gehälter müssen gestaffelt werden

Ein Wunschgedanke, der sich an die Führungskräfte in den Einrichtungen wendet, ist eine bessere Staffelung der Gehälter, wie sie in nicht wenigen Häusern und ambulanten Pflegediensten bereits gang und gebe ist. Das Geschlecht darf, insbesondere in Hinsicht auf das Gleichstellungsgesetz, keinen Einfluss haben auf die Höhe des Gehalts. Wohl aber verdient die Qualifikation besondere Aufmerksamkeit. Examiniert ist nicht gleich examiniert. Viele examinierte Pflegekräfte haben noch wertvolle Zusatzausbildungen absolviert, wie beispielsweise Palliativpflege, Praxisanleitung oder sogar zur Wohnbereichsleitung. Weiterführende Ausbildungen kommen einer Einrichtung generell zugute und sollten entsprechend honoriert werden. Ebenso wichtig ist die Anzahl der Jahre mit Berufserfahrung. Eine examinierte Pflegekraft, die bereits seit zehn Jahren oder länger im Beruf ist, ist wesentlich souveräner im Umgang mit auftauchenden Problematiken als ein frisch examinierte Pflegekraft, die nun erst noch Erfahrungen sammeln muss. Gleiches gilt für Pflegehelfer, die sich schon einmal grundlegend unterscheiden in Pflegehelfer mit oder ohne Examen. Ein Pflegehelfer ohne Examen, der jedoch schon zwanzig Jahre Erfahrung in der Pflege hat, kann sich sicher auch effizienter einbringen als ein frisch examinierter Pflegehelfer. Hinzu kommen die Pflegehelfer, die Weiterbildungen gemacht haben, welche es ihnen erlauben, die Fachkräfte effizienter zu unterstützen. Auch Helfer können Palliativ-Weiterbildungen machen, andere Möglichkeiten sind zum Beispiel Weiterbildungen im Sanitätswesen. Ein Gehalt sollte sich immer an der Qualifikation und der Erfahrung orientieren.

Mehr Chancen auf ein besseres Gehalt

Glücklicherweise gibt es inzwischen eine Menge Führungskräfte, die verstanden haben, dass Gehalt, Leistung und Berufserfahrung zusammenhängen. Dass das Geschlecht überhaupt keine Rolle spielt, wohl aber der Mensch mit all seinen Fähigkeiten, die er mitbringt – Fähigkeiten, die einer stationären oder ambulanten Einrichtung zugute kommen. Es gibt aber immer noch zu wenig Pflegekräfte, die sich ihres Wertes bewusst sind – oder ihren Marktwert steigern möchten. Gehälter sind Verhandlungssache, wo man mit einem Niedriglohn abgespeist werden soll, sollte man gar nicht erst weiter verhandeln. Wer natürlich wenig Berufserfahrung mitbringt, muss erst mal kleinere Brötchen backen. Grundsätzlich sind alle Pflegeberufe einem stetigen Lernprozess unterworfen. Eine Ausbildung zum Palliativpfleger beispielsweise ist in der heutigen Zeit sehr viel wert. Auch für Pflegehelfer gibt es dieses Angebot, in manchen Häusern werden diese Weiterbildungen sogar übernommen und zählen als Arbeitszeit. Grundsätzlich gilt, je besser du qualifiziert bist, umso eher verdienst du das, was du verdienst – mit oder ohne Examen.

Tipps und Hinweise

  • Viele Einrichtungen der ambulanten oder stationären Pflege bieten hochwertige Fortbildungen an. Wann immer du die Möglichkeit dazu hast, solltest du diese Angebote wahrnehmen. Jedes Zertifikat bringt dich weiter.
  • Falls du Berufseinsteiger warst, als Quereinsteiger oder mit Examen, als Fachkraft oder Pflegehelfer, dann solltest du nach deinem ersten Jahr im Beruf mal Bilanz ziehen über all das, was du inzwischen gelernt hast – und vielleicht noch einmal das Gespräch mit der zuständigen Führungskraft suchen. Ein Einstiegsgehalt muss nicht jahrelang gleich bleiben, aber wer nicht darüber spricht, wird immer auf diesem Level bleiben.
  • Auch wenn du sehr gut qualifiziert bist, solltest du bedenken, dass es Durchschnittswerte im Gehalt gibt. Über diese durchschnittlichen Gehälter solltest du dich also gut informieren und sie mit deinen Erwartungen vergleichen. Ein faires Gehalt muss sein, natürlich. Aber utopische Forderungen kann kein Träger erfüllen.

Jetzt Kontakt aufnehmen!

Finde jetzt heraus, ob Du zu uns passt und werde Teil von Talea.

JETZT BEWERBEN