Notrufsysteme und Assistenzsysteme für Senioren

Notrufsysteme gehören schon seit einigen Jahrzehnten zu den Möglichkeiten, Senioren (und auch ihren Angehörigen) mehr Sicherheit zu gewährleisten. Im Zeitalter der rasant fortschreitenden Technik werden die Notruf- und Assistenzsysteme immer besser und bieten zunehmend mehr Möglichkeiten. Im Falle eines Sturzes, eines Infarktes oder auch bei „Weglauftendenz“ demenzkranker Menschen muss schnelle Hilfe erfolgen. Wir stellen Ihnen hier die verschiedenen Möglichkeiten vor.

Was ist ein Hausnotruf?

Verschiedene gemeinnützige Organisationen bieten Hausnotrufsysteme an, die im Grunde alle auf die gleiche Art funktionieren. Der Sender wird am Körper getragen. Je nach Art des Hausnotrufes wird per Knopfdruck entweder ein Alarm ausgelöst – oder per Funk eine Verbindung zur Notrufzentrale des Anbieters hergestellt. Abhängig von der Situation wird nach einem abgesetzten Notruf die Hilfestellung geleistet, die nun notwendig wird: Der Rettungswagen wird vorbeigeschickt, Angehörige oder der Pflegedienst werden informiert und kommen vorbei oder der Hausarzt wird verständigt.

Wozu braucht man einen Hausnotruf?

Wenn pflegebedürftige, demenzkranke oder einfach nur ältere Menschen sich stundenweise oder sogar fast ausschließlich alleine in ihrer Wohnung aufhalten, kann es immer mal wieder zu Gefahrensituationen kommen. Es gibt diverse Szenarien, in denen schnelle Hilfe lebenswichtig wird: z.B. bei einem Sturz, Infarkt oder Schlaganfall. Die Gefahren drohen täglich und werden häufig unterschätzt. Die meisten Menschen haben ein ganz normales Festnetztelefon und man geht davon aus, dass es in einer Gefahrensituation benutzt werden kann. Oft ist das jedoch in einer akuten Situation nicht möglich. Ein Knopfdruck hingegen, von einem Sender, der am Körper getragen wird, ist einfach – auch wenn das Aufstehen nicht mehr möglich ist.

  • Ein Notruf kann rund um die Uhr abgesetzt werden. Die Notrufzentralen sind immer besetzt und so kann jederzeit sofort Hilfe geleistet werden.
  • Insbesondere nach Infarkten oder Schlaganfällen ist schnelle Hilfe nötig, um Folgeschäden und eine damit verbundene, erhöhte Pflegebedürftigkeit zu verhindern.
  • Die Anbieter der Notrufsysteme sind über Medikamente, Allergien und bereits diagnostizierte Erkrankungen informiert und können diese Informationen zeitnah an die Ersthelfer weitergeben.
  • Senioren empfinden sich und ihre hilfsbedürftige Lebenssituation häufig als belastend für ihre Angehörigen. Sie scheuen sich manchmal, um Hilfe zu bitten und hoffen, dass es ihnen bald schon von ganz alleine wieder besser gehen wird. Ein Notrufknopf ist jedoch schnell gedrückt und es fällt vielen Menschen leichter, diese Hürde zu überwinden, als das Telefon in die Hand zu nehmen und die Angehörigen anzurufen.
  • Manche Notrufsysteme sind mit einem Bewegungsmelder ausgestattet und ein Notruf wird automatisch abgesetzt, wenn im Rahmen einer festgelegten Zeitspanne keine Bewegungen erkennbar sind. Bei anderen Systemen gibt es eine Taste, die zu einer vereinbarten Uhrzeit gedrückt werden muss, damit man in der Notrufzentrale davon ausgehen kann, dass alles in Ordnung ist.
  • Gasaustritt, auslaufendes Wasser oder Rauchentwicklung – das mag nicht gefährlich scheinen, kann man doch schnell etwas dagegen unternehmen. Bei Menschen mit einer Demenzerkrankung jedoch gibt es viele Gefahrenquellen, mit denen sie nicht umzugehen vermögen. Viele Notrufsysteme reagieren auch auf solche Alarmzeichen.

Leistungen und Kosten

Die Leistungen und Kosten können aufgrund der unterschiedlichen Anbieter nicht einheitlich definiert werden. Gute Ansprechpartner sind Organisationen wie das Deutsche Rote Kreuz, die Johanniter, die Arbeiterwohlfahrt und weitere, gemeinnützige Anbieter. In der Regel wird eine Basisleistung angeboten, die folgendes beinhaltet:

  • Das Gerät wird vom Anbieter bereitgestellt, installiert und auf die Zentrale geschaltet
  • Die unterstützungsbedürftige Person wird mit der Bedienung vertraut gemacht
  • Ein Notfallblatt wird erstellt, das heißt: Es werden die Personen aufgenommen, die im Notfall verständigt werden sollen, wie Angehörige, der Hausarzt, der mobile Pflegedienst etc. Informationen zu Medikamenten und Allergien werden aufgenommen, um im Notfall schnell reagieren zu können.
  • Bei Bedarf werden defekte Komponenten ausgetauscht und Akkus gewechselt

Die Kosten liegen je nach Anbieter bei etwa 20 Euro monatlich. Wenn bereits ein Pflegegrad durch den MDK festgestellt wurde, können die Kosten für einen Hausnotruf von der zuständigen Pflegekasse übernommen werden. Hierfür muss allerdings ein Antrag bei der Pflegekasse gestellt werden.

Die meisten Anbieter berechnen auch eine einmalige Anschlussgebühr, die in der Regel auch unter 20 Euro liegt, und ebenfalls von der Pflegekasse übernommen werden kann. Je nach Anbieter gibt es fast immer die Möglichkeit, zusätzliche Leistungen in Anspruch zu nehmen. Die Wohnungsschlüssel können in der Zentrale aufbewahrt werden, das ermöglicht eine schnelle Öffnung der Wohnung im Fall eines Rettungseinsatzes, ohne dass die Tür aufgebrochen werden muss. Die Schlüsselaufbewahrung kann auch wichtig werden, wenn der Schlüssel verlegt oder verloren wurde. Darüber hinaus gibt es Systeme, die auch auf Rauchentwicklung, Wasser- oder Gasaustritt reagieren.

Arten von Sendern

Es gibt natürlich unterschiedliche Notrufsysteme auf dem Markt, denn der Bedarf ist groß – und die Tendenz ist steigend. Immer mehr Senioren verbringen ihren Lebensabend in häuslicher Pflege oder in Senioren-Wohngemeinschaften. Da ist Sicherheit gefragt!

  • Der Hausnotruf funktioniert in der Regel über das angeschlossene Festnetz im Haus. Er eignet sich für Menschen, die ihre eigenen Räumlichkeiten nicht mehr oder nur noch selten verlassen.
  • Der mobile Notruf funktioniert überall – er ist nicht ans Haus gebunden.
  • Ortungssysteme: Hierbei handelt es sich um einen GPS-Sender, der sich insbesondere für Menschen mit Demenzerkrankungen eignet. Demenzkranke Menschen haben häufig eine „Weglauftendenz“ und verirren sich dann. Mit Hilfe des GPS-Senders kann der Aufenthaltsort jederzeit genau bestimmt werden.
  • Senioren-Smartphones mit Notruf-Funktion: Es handelt sich hierbei um einfach zu bedienende Smartphones, die mit einer Notruf-App ausgestattet sind.
  • Warnmeldungssysteme: Sie sind meist als Zusatzleistung bei verschiedenen Anbietern erhältlich und auf die jeweiligen Bedürfnisse abgestimmt. Warnmeldungssysteme übertragen Gefahren wie sie bei Rauchentwicklung entstehen, bei Gas- oder Wasseraustritt. Es gibt auch spezielle Herdwächter. Sobald eine Gefahrenquelle den Warnmelder auslöst, wird die entsprechende Hilfeleistung erbracht.
  • Notruf Dect: Hierbei handelt es sich um ein System, wie man es in Pflegeheimen vorfindet. Ein Sender – im Pflegeheim ist das die Notrufklingel – ermöglicht es dem pflegebedürftigen Menschen, ein Signal zu senden, dass Hilfe benötigt wird. Der Empfänger steckt in der Steckdose. Notruf Dect Systeme eignen sich für die häusliche Pflege innerhalb eines größeren Hauses, wenn die pflegenden Angehörigen nicht immer in Rufweite sind.
  • GSM Notruf – ein Modell, das sich für Menschen eignet, die nur noch über das Internet telefonieren und keinen Festnetzanschluss haben.

Assistenzsysteme

Ambient Assisted Living ist ein intelligentes Überwachungssystem, das sämtliche Räumlichkeiten im Haus zu einem einzigen Netzwerk zusammenfügt und eine vollständige Überwachung ermöglicht. Die gängige Abkürzung lautet AAL.

Assistenzsysteme basieren auf der Nutzung diverser, individuell benötigter Sensoren. Diese können an einer Matratze angebracht werden und darüber wird festgestellt, ob die pflegebedürftige Person tatsächlich im Bett liegt. Das kann insbesondere bei Demenzerkrankungen eine wichtige und hilfreiche Unterstützung sein. Mit Hilfe von Sensoren im Bodenbelag kann festgestellt werden, wenn ein Mensch gestürzt ist und für einen gewissen Zeitraum nicht aufsteht. Bewegungssensoren geben Warnmeldungen an die Zentrale ab, wenn über einen längeren Zeitraum keine Bewegung der Person, die überwacht werden soll, zu spüren ist.

Demenz-Ortungssysteme gehören streng genommen zu den Assistenzsystemen. Sie funktionieren mit einem Sender, der am Körper getragen wird, meist handelt es sich dabei um ein Armband. Sobald sich die Person aus dem Haus und einer festgelegten Umgebung entfernt, wird ein Alarm ausgelöst. Durch das GPS-Signal ist jederzeit feststellbar, wo die Person sich befindet.

Tipps und Hinweise

Bevor Ihr Angehöriger oder Sie sich an Anbieter wenden, sollten Sie gründlich den individuellen Bedarf ermitteln. Welche Gefahren müssen abgedeckt werden? Auf welche Hilfe ist die pflegebedürftige Person angewiesen? Kann sie mit einem Notrufknopf umgehen oder wird ein Überwachungssystem benötigt? Lassen Sie sich von verschiedenen Anbietern Angebote zukommen, um die Leistungen und Kosten zu vergleichen. Liegt bereits ein Pflegegrad vor, kann ein Antrag bei der Pflegekasse auf Kostenübernahme gestellt werden.