5 Tipps für die nächste Gehaltsverhandlung
Manche Menschen sind der Meinung, gleiche Berufe müssten für alle gleich bezahlt sein. Aber die Höhe des Gehalts hängt von vielen Faktoren ab. Das ist in pflegerischen Berufen nicht anders als in allen anderen Berufen. Ein ganz wichtiger Faktor ist übrigens die Fähigkeit zu verhandeln. Aber davor kommt noch ein anderer, sehr wichtiger Punkt: Eine sorgfältige und schöne Bewerbung. Der erste Eindruck ist bekanntlich der Wichtigste.
Kann in der Pflege überhaupt über Gehalt verhandelt werden?
Grundsätzlich sollten Pflegekräfte, ob examiniert oder ohne Examen, wissen, dass es tarifgebundene Einrichtungen gibt – und Einrichtungen, die nicht an Tarife gebunden sind und mit ihrem eigenen Haustarif kalkulieren. Spielraum gibt es aber immer, auch wenn Tarifbindung besteht. So oder so sollte also in Gehaltsverhandlungen auf jeden Punkt hingewiesen werden, der die Höhe des Gehalts beeinflussen kann: Die Ausbildung, die zusätzlichen Weiterbildungen, die Anzahl der Berufsjahre und damit die Berufserfahrung. Grundsätzlich kann sogar eine berufsfremde Ausbildung ein wichtiger Punkt in der Gehaltsverhandlung sein, denn auch wenn der erlernte Beruf nichts mit Pflege zu tun hat – so ist es doch immerhin eine Ausbildung. Und damit ist das Standing schon wesentlich besser als bei Pflegekräften ohne jegliche Ausbildung.
Gedankengänge zum Gehaltswunsch
Sicher sind wir uns einig, dass es Einrichtungen und ambulante Dienste gibt, die besser zahlen als andere. Das heißt nicht zwangsläufig, dass schlechter zahlende Einrichtungen auch gleichzeitig die schlechteren Arbeitgeber sind. Arbeitnehmer sehen in der Regel nur ihren Nettolohn, vergessen dabei aber schnell, dass der Arbeitgeber noch die Lohnnebenkosten zu tragen hat, die auch noch mal ein paar hundert Euro betragen. Grundsätzlich solltest du mit einem potenziellen Arbeitgeber über das sprechen, was du netto herausbekommen musst, um leben zu können.
Das bedeutet, überlege dir neben deinem eigentlichen Gehaltswunsch auch eine persönliche Schmerzgrenze. Es gibt noch viele Faktoren, die du erfragen solltest, auch wenn das Gehalt ein bisschen niedriger ausfällt als vorgestellt. So gibt es beispielsweise viele Arbeitgeber im pflegerischen Bereich, die sich an innerbetriebliche Lohngrenzen halten müssen. Das basiert selten auf dem Geiz eines Unternehmens, als auf ernst zu nehmenden Kalkulationsgrundlagen. Wenn es irgendwie möglich ist, solltest du schon einmal vorab in Erfahrung bringen, welche Gehälter bei diesem Arbeitgeber allgemein üblich sind.
Oft versuchen diese Arbeitgeber aber, niedrigere Gehälter durch andere Vorteile zu kompensieren, und das sind häufig sogar bessere Lösungen als ein Hunderter mehr auf der Abrechnung. So gibt es beispielsweise hier und da mobile Pflegedienste, die eine private Nutzung des Dienstwagens erlauben, ebenso eine private Nutzung des Diensthandys gestatten, oder zusätzliche Urlaubstage anbieten. Wichtig ist natürlich auch die allgemeine Personalsituation. Wenn du zu viel Dienste am Stück machen musst, wenn du ständig einspringen musst, hast du auch an einem höheren Gehalt keine Freude, weil du viel zu kaputt bist, um es genießen zu können.
5 Tipps für die nächste Gehaltsverhandlung
- Deine Bewerbung sollte fehlerfrei sein, dem neuesten Bewerbungsstandard entsprechen und sorgfältig ausgearbeitet sein. Wichtig sind deine fachlichen Fähigkeiten, deine Ausbildungen, deine Weiterbildungen und deine bisherige Berufserfahrung. All das musst du natürlich durch die beigelegten Abschlüsse, Arbeitszeugnisse und Zertifikate belegen können.
- Proaktive Mitarbeiter sind geschätzte Mitarbeiter. Daher solltest du nicht warten, bis die Agentur für Arbeit dir eine Stelle vorschlägt, sondern selbst aktiv werden. Auch wenn der Arbeitgeber keine Stelle ausgeschrieben hat – bewirb dich einfach initiativ. Es kommt immer gut an, wenn du schon in deiner Bewerbung klarstellen kannst, warum du gerne bei diesem Arbeitgeber tätig sein möchtest.
- Eigentlich schon in der Bewerbung, spätestens aber im Vorstellungsgespräch, solltest du dir im Klaren über deine menschlichen Vorzüge sein. Persönliche Fähigkeiten sind – insbesondere im pflegerischen Bereich – manchmal noch viel mehr wert als irgendwelche Zertifikate. Du solltest also deine Stärken kennen, aber Vorsicht: Bitte nicht einfach Begriffe wie „Empathie“ nennen. Empathie ist eine Grundvoraussetzung im pflegerischen Bereich. Aber es gibt noch mehr Eigenschaften, die ein Arbeitgeber absolut zu schätzen weiß, wenn sie denn tatsächlich vorhanden sind. Da wäre zum Beispiel die Fähigkeit, die Ruhe zu bewahren, auch wenn es hektisch wird. Die Gelassenheit im Umgang mit herausfordenden Situationen und Personen. Die Zuverlässigkeit, der Humor im Umgang mit Menschen, oder auch die Fähigkeit, Menschen so zu nehmen wie sie sind. Arbeitgeber schätzen übrigens auch loyale Mitarbeiter sehr, die „draußen“ kein böses Wort verlieren und sich „drinnen“ für ein harmonisches Miteinander einsetzen.
- Gehaltsverhandlungen sind keine einmalige Sache. Wenn du bereits ein Jahr, zwei Jahre oder länger für deinen Arbeitgeber tätig bist, kannst du dein Gehalt in vielen Einrichtungen und Pflegediensten nachverhandeln. Inzwischen kennt man dich, man kennt deine Arbeitsweise, man weiß wie engagiert du bist, welche Weiterbildungen du mitgemacht hast. Wenn du also ein paar Jahre im Unternehmen bist, weiß man dich inzwischen zu schätzen.
- Weiterbildungen sind grundsätzlich ein Thema, dem viel zu wenig Beachtung geschenkt wird. Viele Arbeitgeber im pflegerischen Bereich freuen sich über loyale Mitarbeiter, die im Unternehmen bleiben wollen – und sind gerne bereit, sie in ihrer Entwicklung zu unterstützen. Das kann eine bezahlte Palliativ-Ausbildung bedeuten oder deutliche Unterstützung bei anderen Aufstiegsweiterbildungen wie zur Praxisanleitung oder für Führungspositionen. Auch für Pflegehelfer gibt es eine Reihe von Fortbildungsmöglichkeiten, die von den Einrichtungen übernommen werden, sofern diese den Eindruck haben, dass sich die Investition in einen Mitarbeiter lohnt. Unternehmen, die ihre Mitarbeiter in der Weiterentwicklung unterstützen, investieren also mehr als reine Lohnkosten und Lohnnebenkosten – und das ist manchmal auch mehr wert als ein paar Euro mehr auf dem Gehaltszettel.